Diskussionsrunde in Hildesheim: Arbeitnehmer und Arbeitgeber müssen sich auf die Flexibilisierung der Arbeitswelt vorbereiten

Bei unserer Diskussion, ob eine höhere Flexibilisierung Chance oder Risiko bedeuten, konnten wir Dr. Alexandra Schmied, Senior Manager bei der BertelsmannStiftung, begrüßen. In ihren Projekten beschäftigt sie sich unter anderem damit, was Digitalisierung mit Mitarbeitern macht und inwieweit sie mit der Veränderung durch die Digitalisierung zurechtkommen. Oftmals stellt sich dabei heraus, dass der einzelne Mitarbeiter im privaten Bereich sehr viel „digitaler“ unterwegs ist als am Arbeitsplatz. Es stellt sich also die Frage, inwiefern Betriebe überhaupt schon digital und zukunftssicher aufgestellt sind.

Von der Digitalisierung der Arbeit seien viele verschiedene Branchen betroffen, so Frau Schmied, nicht nur herstellende Betriebe. Viele Arbeitsschritte zum Beispiel, die im Moment von Rechtsanwälten erledigt werden, können von Computern viel besser gemacht werden. Das gleiche gilt für Banker und Buchhalter. Jeder sollte sich deshalb fragen, ob der eigene Job „digitalfest“ ist – Erziehung, Beratung und Psychotherapie fielen etwa in diese Kategorie. Digitalfest heißt allerdings nicht, dass die Berufe in Zukunft ohne Digitalisierung auskommen. Wandlungsfähigkeit und der Wille sich fortzubilden sind deshalb auch hier wichtige Voraussetzungen.

Oft führt die Digitalisierung zu einer Flexibilisierung der Arbeit. Wie das den Einzelnen beeinflusst, hängt laut Frau Schmied stark von der Unternehmenskultur und der eigenen Persönlichkeit ab. Wie widerstandsfähig ist der Einzelne, kann er auch mal Nein sagen? Sieht er die Flexibilität als Entscheidungsfreiheit oder setzt sie ihn unter Stress? Ein wertschätzender Umgang und die grundsätzliche Haltung, dass zum Beispiel nach dem Feierabend keine Antworten mehr erwartet werden sowie klare Grenzsetzungen durch den Arbeitnehmer können dem entgegenwirken.

Frau Schmied sieht dabei auch den Staat in der Verantwortung: Die passende Arbeitskultur, der achtsame Umgang mit Digitalem und das Setzen von Grenzen sollten am besten schon an der Schule und dann auch später in der Ausbildung gelehrt werden. Nur so können sowohl zukünftige Arbeitnehmer als auch Arbeitgeber auf diese besonderen Herausforderungen vorbereitet werden und entscheiden, wie viel Überschneidung von Arbeit und Privatem sie zulassen möchten.

Mit der Digitalisierung wandelt sich im Übrigen auch der tatsächliche ArbeitsPLATZ. Oft gibt es diesen einfach gar nicht mehr: Clean Desk heißt das Konzept, bei dem man sich jeden Morgen einen anderen Arbeitsplatz sucht. Das Büro ist papierlos, seine persönlichen Sachen verstaut man in einem flexiblen Trolley, wenn man überhaupt noch welche hat. Natürlich ist dann auch keiner mehr „anwesend“ im klassischen Sinne, aber auch darauf kann man sich einstellen. Das nennt sich dann agile Unternehmensführung, mit flachen Hierarchien und viel Gleichberechtigung.

Wir danken allen Anwesenden und besonders Frau Schmied für die lebendige Diskussion. Eine Chance gibt es noch, auch bei einer Diskussionsrunde dabei zu sein: Auf unserer Website findet Ihr immer den neuesten Stand zu unserer letzten Station.

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